Normen & die Klemmverbindungen: Wie in vielen Bereichen der Crimptechnik findet man auch, für der Verwendung von Aderendhülsen nur Aussagen, die einiges an Spielraum für Interpretationen zulässt. Normen sollten im Grund dafür da sein, um eine klare Aussage über das „WIE“ zuliefern! Aussagen rund um die Klemmtechnik wie: „Die Verbindung muss dauerhaft und sicher sein“ sind dabei nicht wirklich hilfreich. Also werden Verbindungen erstellt, weil „man es immer schon so gemacht hat“ oder nach dem Prinzip „Hoffnung – Es wird schon halten“
Erst Schäden die durch Probleme von Verbindungsvarianten ausgelöst wurden, führen zu normativen Verboten. Ein gutes Beispiel ist hier der verlötete Litzenverbund der in einer Schraubklemme fixiert, zwangsläufig zum Ausfall der Verbindung führt! (Stichwort: Kaltfluss) Diese Verbindungskombination, Löten als Ersatz für Aderendhülsen in Schraubklemmen, ist über die Norm VDE 0100-520 nicht mehr zugelassen.
Verbrannter Netzstecker - Quelle: Wikipedia
Grundsätzlich ist für die Planung und Umsetzung einer Verbindung über eine Anschlussklemme immer das jeweilige Datenblatt des Herstellers wichtig. Hier findet man die erforderlichen Hinweise über die Eigenschaften und die richtige Ausführung der Verbindung. Und im Zweifel? Einfach den Hersteller fragen! Voraussetzung ist hier natürlich, dass man auch einen kompetenten Ansprechpartner findet, bzw. hat.
Eine Vorschrift oder gar eine verpflichtende Verwendung von Aderendhülsen ist in den bekannten Normen nicht zu finden. Die Norm EN60999-1 / VDE 0609 definiert alle Schraubverbindungen und auch die schraublosen Klemmverbindungen (nur für Kupferleiter). Hier findet man die Information, dass alle mechanischen Klemmverbindungen, unabhängig vom Klemmprinzip, von den Herstellern so ausgelegt sein muss, dass alle „unvorbereiteten“ Leiter ohne „Vorbehandlung“ sicher angeschlossen werden können. Das betrifft die ganze Vielfalt der angebotenen Leiter, vom ein- oder mehrdrähtigen, massiven bis hin zum mehr- oder vieldrähtigen, flexiblen Leiter.
Bild links: Federklemmsystem in dem sowohl "unbehandelte" Leiter und Leiter mit einer Aderendhülse verbaut werden können! (Bildquelle >Phoenix Contact<)
„Unvorbereitet“ oder „ohne Vorbehandlung“ heißt: Schneiden, Abisolieren und den Leiter direkt in der Klemmverbindung montieren. Wird davor eine Aderendhülse auf dem abisolierten Leiter verpresst ist dieser dann „vorbereitet“ oder „vorbehandelt“. Die Norm für die Reihenklemmen (IEC 60947-7-1) sagt dazu: Ein Hersteller einer Klemmverbindung muss eine „Vorbehandlung“ des Leiters angeben, wenn diese für einen sicheren Anschluss in der Klemme relevant und somit wichtig ist! Bedeutet: Gibt es hier keine Angaben, kann der Litzenleiter direkt, also z.B. ohne Aderendhülse in die Klemme gesteckt werden.
Was spricht gegen eine Aderendhülse? Grundsätzlich erzeugt jede Übergangsstelle in einer Verbindung einen Übergangswiderstand. Erhöhte Übergangswiderstände führen bei hoher Stromlast zu einer erhöhten Wärmebildung, die vor allem bei schlechten Verbindungen zu einer Brandgefahr führen kann. Grundsätzlich ist das Ziel, dass in einer Verbindung zwischen zwei Anschlussstellen oder Bauteilen der Übergangswiderstand so gering wie möglich gehalten wird. Also würde das erstmal gegen den Einsatz einer Aderendhülse sprechen. Vor allem, da bekannt ist, dass eine optimale Verpressung zwischen dem Litzenverbund und der Aderendhülse bei der Verwendung von Handcrimpzangen nicht selbstverständlich ist.
Der Einsatz von Aderendhülse hat mehrere Vorteile:
Voraussetzung, dass eine Crimpverbindung mit einer Aderendhülse funktioniert ist natürlich die richtige Zuordnung vom Nennquerschnitt der Leitung zum Durchmesser der Aderendhülse. Und letztlich auch der Einsatz von qualifiziertem, hochwertigen Equipment.
Schliffbild einer Aderendhülse (Twin mit 2 x 10 mm²) mit einer guten Verpressung!
Alle Einzeldrähte sind unregelmäßg verformt. Keine Hohlräume sichtbar. Die Hülse ist nicht beschädigt!
Volker Kratt, KabelForum
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